From: piesche@igd.fhg.de Date: Wed, 27 Jul 94 18:03:24 +0200 To: berlin-prague-feedback@martigny.ai.mit.edu Kommentar zur Seite: berlin-prague Grundsätzlich: Niemand sollte ein Reisebeschreibung schreiben, wenn er diese Reise nur unternommen hat, um seine Vorurteile bestätigt zu finden. Ziel einer Reise ist es doch wohl neue Eindrücke zu sammeln und für diese auch offen zu sein. Diese "Reisebeschreibung" ist so ziemlich das Schlechteste, was ich je zu Berlin gelesen habe. Sie informiert nicht über Berlin, sondern nur über die Kenntnisse der Amerikaner über andere Länder und bestätgt den amerikanischen Leser in seinen Vorurteilen über die Deutschen und umgekehrt die Deutschen in ihren Vorurteilen über die ungebildeten Amerikaner. Wieso beschreibt man eine Stadt mit falschen Fakten (=> keine Hintergrundinformationen recherchiert!) und als Gruseltourist auf Hitlers Pfaden? Zum Thema falsche Fakten: > The West Germans made a copy of the Quadriga to replace the original one, > which had been bombed to pieces. Then the East Germans put the whole Gate > behind the Berlin Wall and turned the statue around so it would look better > from their side. Unsinn! Richtig ist: 1) Als abzusehen war, daß die Alliierten Berlin in Grund und Boden bomben wollten, wurde schon lange vor Kriegsende eine große Kunstrettungsaktion gestartet. Die bedeutensten Kunstwerke der Berliner Museen wurden in die Provinz ausgelagert und fielen nach Kriegsende in die Hände der Alliierten. Insbesondere die Russen verschleppten die bedeutensten Kunstschätze in irgendwelche Geheimdepots, wo sie bis zum Ende der Sowjetunion vor sich gammelten und jetzt akut gefährdet sind, weil skrupellose Museumsdirektoren die Kunstwerke zum eigenen Gewinn auf dem Schwarzmarkt verhökern. 2) Die Quadriga wurde vor Kriegsende komplett als Gipsabdruck gerettet, weil man ein so exponiertes Symbol nicht abmontieren wollte, dies hätte bei der Bevölkerung einen schlechten Eindruck bezüglich der Siegesgewißheit im Krieg gemacht. Schließlich ist die Wagenlenkerin Nike, die griechische Siegesgöttin. Der Gipsabdruck wurde also nicht von den "Westdeutschen" genommen, so etwas gab's noch nicht. 3) Die "Ostdeutschen" haben nicht das Brandenburger Tor hinter die Mauer gesetzt. Unsinn! das Tor stand seit 200 Jahren wo es ist. Daß das Tor hinter der Mauer lag, haben Amerikaner, Russen und Engländer so festgelegt, und sonst niemand! 4) Die Quadriga blickte immer gen Osten, nämlich in die Stadt hinein. Die Altstadt Berlins liegt komplett im Osten. Als das Brandenburger Tor gebaut wurde, war es die westliche Stadtgrenze. Die Quadriga blickte von Anfang an stadteinwärts. Sie wurde niemals umgedreht. 5) Die Quadriga wurde 1815 von Napoleon nach der Besetzung Deutschlands geraubt und in den Pariser Louvre gebracht. 1871, nach dem Sieg Deutschlands über Frankreich holten sie die Deutschen zurück. > Berlin was jockeying for the 2000 Olympics and I thought that the > protesters would recall the unfortunate history of previous German Olympics > (Hitler's 1936 showcase of acceptance and the massacre of Jewish athletes in > Munich 1972). Durch den Vergleich 1936<=>1972 hört es sich so an, als hätten die Deutschen 1972 die israelischen Sportler massakriert. Ich unterstelle eine bewußt mißverständliche Formulierung! > In conversations with locals about these books, I quickly discovered that > both deal with a part of the past that West Berliners would rather forget. > Berliners are genuinely confused when you express interest in the Third Reich > aspects of their fair city. They believe that Berlin should be toured like > Paris, London, or Rome. This would be a great idea if not for the fact that > while the Parisians were building Notre Dame, Berlin was a swamp (the name > "Berlin" comes from a Slavic word for "bog"). > The other cities collected the artistic riches of vast empires for > centuries. It was not until the late 18th century that Frederick the Great > had made Prussia into a state of any significance. > Furthermore, the Prussians spent so much money on wars that precious little > was left over to adorn their capital (Hitler, too, had big architectural > plans for Berlin that were shelved for WWII). Thus, Berlin never had > the artistic treasures of the other capitals. Berlin wäre ohne die Bomben der Amerikaner eine der schönsten Hauptstädte der Welt! Berlin war vor dem Krieg mit der städtebaulichen Gesamtkonzeption Schinkels ein architektonisches Gesamtkunstwerk. Erst die Bomber der Amerikaner und der politische Fanatismus' Ulbrichts, der die noch restaurierungsfähige Schloßruine sprengen ließ, sähe die Stadt nicht so aus wie heute. Ich gehe nicht weiter auf den Nazizentrismus dieser "Reisebeschreibung" ein, weil sich eine ernsthafte Diskussion dieses Berichts nicht lohnt. Der Autor wäre besser in Amerika geblieben und hätte Baseballspiele kommentiert, anstatt einer Kultur, die er in seinem einseitigen Blickwinkel überhaupt nicht wahrnehmen konnte. Jürgen Piesche ------------------------------------------------------------------ Jürgen followed up a year later... Date: Thu, 4 May 95 02:23:11 -0400 From: piesche@igd.fhg.de Your intention was not writing an interesting report about Berlin and the Germans. Your intention seems to me simply telling the rest of the world "I don't like Germany and the Germans". It shouldn't be surprising for you, that my reaction to this message is not a friendly compliment. It's a personal affront to me as a German. Well, it's your opinion - or better: it's your problem - but why did you choose such a complicated way to publish this personal opinion by writing this propaganda story? I'm not willing to translate my former comments or to write a second version in English. I simply wanted to correct some wrong facts in your story. For me it's still a miracle how such a 'political incorrect' antigerman propaganda text found its way to the hall of fame of the 'best of web nominees'. Every foreign visitor I met here in Germany told me a complete different story: that (s)he really enjoyed the trip to Germany and the nice people here. Maybe you visited an other country? - sure, it's a rhetorical question. It's really sad, that - caused by reasons I don't know - you are not able to give an objective report. People who never visited my country may be influenced by this text and supported in their 50 years old antigerman prejudices. But you should be aware, that offences are telling more about the offender than about the offended persons.